Was uns zu den Workshops motiviert
Das Engagement von zivilgesellschaftlichen Initiativen, von staatlichen Institutionen und vielen ehrenamtlich tätigen Bürger:innen für Geschichtsarbeit und Erinnerungskultur ist groß. Das Erinnern an die Fortschritte unserer Demokratie gehört wie das Gedenken an Menschen und Ereignisse in Zeiten der Diktatur und Gewaltherrschaft zu den Grundlagen unserer politischen Kultur.
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine zeigt die Brisanz des Themas: Krieg wird mit Waffen, aber auch mit Umdeutungen der Geschichte, mit Propaganda in den digitalen Medien geführt. Erinnerungskultur in einer Demokratie aber muss das Gegenteil anstreben: Notwendig sind zuverlässige Informationen und überprüfbares Wissen zur Geschichte, offener Umgang mit den Deutungen der Vergangenheit, die Stärkung individueller Verantwortung für die Sicherung demokratischer Werte und allgemeiner Menschenrechte. Erinnerungskultur soll ein Beitrag zur Völkerverständigung und zu guter Nachbarschaft sein.
Die dritte deutsche Nachkriegsgeneration ist die erste Generation der Digital Natives. Welche digitalen Formate wünschen wir uns für die Vermittlung von Geschichte? Die Herausforderungen sind zahlreich:
- Die Zeitzeug:innen der Diktaturen des 20. Jahrhunderts werden weniger:
Wie bleiben ihre Erzählungen und Zeugnisse digital präsent?
- Durch Retrodigitalisierung stehen viele Bild-, Ton- und Textzeugnisse online zur Verfügung:
Kommen die Quellen und Daten dort an, wo sie gebraucht werden? Was fehlt?
- Geschichte beginnt vor der eigenen Haustür:
Wie kann das Wissen vieler Einzelprojekte besser visualisiert und nachhaltig verbunden werden?
- Digitalisierung und Digitalität ermöglichen neue Kooperationen:
Wie können sich Initiativen mit Gedächtnis- und Gedenkeinrichtungen enger vernetzen?
- Ehrenamtliche und Bürgerwissenschaften bereichern alle:
Wie kann Citizen Science im Bereich der Erinnerungskultur gefördert werden?
- Desinformation und Propaganda prägen Teile des Internet und der Social Media:
Wie hält digitale Erinnerungskultur dagegen? Wie kann sie zu Quellenkompetenz und Informationssouveränität beitragen?