Digitalisierung der Erinnerungskultur und Gamification
Den ersten Workshop über digitale Methoden und Werkzeuge moderierten Dr. Katrin Möller (Historisches Datenzentrum Halle) und Martin Munke (SLUB Dresden). Tanja Tröger (Stadtwiki Dresden) stellte hier die Vorteile der Wikimedia-Plattform (intuitive Nutzung, kostenfreien Zugang) vor. Torsten Wehlmann präsentierte die Topothek Leipzig und das Projekt „Time Machine“. Franziska Schubert von Arolsen Archives betonte die Vorteile von Foren für Citizen Science als Austauschmöglichkeit sowie die Vorteile digitaler Verfügbarkeit historischer Quellen. Ein Ergebnis des Workshops ist der Impuls, dass Archive und Bibliotheken eine Schlüsselrolle bei der digitalen Verfügbarkeit und Nachhaltigkeit von Projekten zur Erinnerungskultur übernehmen sollten. Auch sei die Vernetzung und öffentliche Sichtbarkeit deutlich zu stärken.
Der zweite Workshop ging der Frage nach, wie Lücken bei der Digitalisierung historischer Zeitzeugnisse angesichts des Verlusts von Zeitzeugen des 20. Jahrhunderts ausgefüllt werden können. Dr. Konstantin Hermann (Landesdigitalisierungsprogramm der SLUB Dresden) und Dr. Domenic Städtler (Deutsche Digitale Bibliothek) plädierten bei der Vielzahl der Portale und Suchmöglichkeiten für Hilfestellungen und Handreichungen, auch für noch mehr Unterstützung bei der praktischen Weitergabe digitalisierter Quellen an diese Portale. Der Sinn und Nutzen von Disclaimern bei der digitalen Präsentation ethisch problematischer Quellen wurde intensiv diskutiert: Disclaimer sollten gut dosiert und gezielt eingesetzt werden, ohne Nutzer*innen zu bevormunden. Noch wichtiger seien aber geeignete Kontextualisierungen. Beim Zeitungsportal der Deutschen Digitalen Bibliothek etwa sollten künftig NS-Zeitungen neben Exilzeitungen gestellt werden, um künftig direkt und barrierefrei auf unterschiedliche Zeitzeugnisse zugreifen zu können.
Das zweite Panel mit drei Workshops war der digitalen Vermittlung gewidmet. Den Workshop „Chancen digitalen Vermittelns und Lernens für Gedenkstätten und Schulen“ moderierten Sven Riesel (Stiftung Sächsische Gedenkstätten) und Anna Schüller, Lehrerin in Chemnitz. Oliver Plessow (Universität Rostock) fasste die Diskussion wie folgt zusammen: „Gedenkstätten brauchen mehr Digitalität, sie brauchen aber auch die Präsenz vor Ort. Die Menschen möchten nach der Pandemie jetzt wieder leibhaftig an die historischen Orte.“ Neue Besuchergenerationen mit intelligenten digitalen Formaten in die vielen originalen Erinnerungsorte einzuladen, sei die aktuelle Herausforderung. Dafür hatte sich am Vorabend bereits Wojciech Soczewica am Beispiel des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau ausgesprochen.